Mantrailing

für Profis

Mantrailing mit System

Mantrailing ist keine Wissenschaft, höchstens eine Kunst. Diese Ansage machte Kevin John Kocher, und ich muss ihm absolut Recht geben.

Natürlich ist es für Leute, die sich nicht aktiv mit der Materie beschäftigen ein Mysterium, wenn ein Hund plötzlich fähig ist, durch ein Einkaufszentrum mit hunderten von Menschen die richtige Person zu finden. Voodoo? Nein, mit Nichten. Der Hund besitzt Fähigkeiten, die man sich als Mensch einfach nicht wirklich vorstellen kann.
Geruchsdifferenzierung heißt das Zauberwort, wenn ein Hund aus hunderten von Gerüchen den richtigen herausfiltert und diesem auch noch folgt.

Das also ist keine Hexerei, aber wie bringe ich den Hund dazu dies motiviert unter verschiedensten Umständen zu machen?

In der freien Natur wäre das relativ einfach, wenn der Hund das nicht kann, verhungert er. Er ist Jäger, also liegt seine Motivation im Jagen von Beute um zu überleben.

Gut dass wir in einer Zeit leben, wo ein Hund das eigentlich nicht mehr braucht.

Also müssen wir uns einiger Tricks bemühen, um trotzdem dem Hund genügend Motivation mitzugeben, diese "Jagd" auch durchzuführen.

Als Beispiel sei der berühmte "Hase" genannt, den der Hund jagen will. Und ja, letztlich geht es genau darum, den Hasen zu jagen.

Nur ist das jetzt so eine Sache, der Hase kann sich in der freien Natur ändern, warum sollte der Hund einer alten Hasenspur nachjagen, wenn er auch einer frischeren folgen kann?

Hier beginnt die eigentliche Ausbildung eines Trailhundes, man muss ihm vermitteln, dass auch eine alte Spur zum Erfolg führen kann.

 

Viele Hundeführer, die Mantrailing betreiben, wissen zwar über diesem Umstand Bescheid, haben auch Ansätze dies zu trainieren, aber es ist letztlich kein richtiges System zu erkennen, wie man das trainiert.

Kevin Kocher hat ein System entwickelt, mit dem man das Mantrailing Team in seiner Arbeit stärkt und auch Übungen richtig gestaltet. Dabei blickt er immer wieder auf seine Erfahrungen in Echteinsätzen zurück und versucht, diese zu analysieren und eine Übung daraus zu gestalten. Diese Übungen (es sind bereits über 50) hat er in einem Buch zusammengefasst und als "Bedienungsanleitung" für einen Mantrailer herausgegeben.

Es ist für mich das erste wirklich beschriebene System über den Aufbau eines Mantrailiers. Viele andere Bücher beschreiben zwar sehr gutes Basiswissen und Verhaltensweisen, aber ein System zum Aufbau, wie in Kochers Buch, habe ich bislang noch nicht entdeckt.

 

Man mag über das Kochersystem denken wie man will, aber es ist letztlich erfolgreich, wenn man sich daran hält.

 

Aber was zeichnet das System eigentlich aus? Es sind die Übungen, über die sich Kevin oft tagelang Gedanken macht, wie man diese zielführend ausführen kann.

Ich nehme als Beispiel eine Übung her und erkläre im Ansatz den Sinn dahinter:

Man legt einen Trail bis zu einem Car Pickup (der Traileger wird von einem Auto aufgenommen, der Trail endet dort). Dabei gibt es mehrere Straßenkreuzungen.
Der Hundeführer beginnt mit seinem Trail. Das Auto mit dem Trailleger fährt mit verschlossenen Fenstern und abgedrehter Lüftung entgegen dem Trail am Hundeführer und dessen Startpunkt vorbei.

Bei einer hinter dem Startpunkt liegenden Kreuzung steigt der Trailleger aus und legt einen frischen Trail in einen Straßenzug hinein.

Der Hundeführer arbeitet inzwischen den Trail aus und kommt zum Ende des ersten Trail. Dort sollte ein gut trainierter Hund anzeigen, dass der Trail endet.

Jetzt nimmt der Hundeführer seinen Hund und prüft mit ihm entgegen der Trailrichtung alle Straßenzüge der Reihe nach ab (Casting). Dabei hat der den Hund unter Kontrolle und läßt ihn nicht auf dem alten Trail riechen, er läuft einfach quer darüber in den Straßenzug hinein und gibt dem Befehl zum Prüfen (check).

Der Hund zeigt jedesmal ein Negativ bis zum zweiten Trail, wo der Hund dem Trail wieder folgt und zum Trailleger kommt. Auf diese Übung folgt ein weiterer Motivationstrail (Intensity).

 

Mich juckt es ja in den Fingern, die Auflösung erst beim nächsten Artikel zu posten, um das Interesse zu wecken, will aber die Neugier dann doch nicht überstrapazieren.

 

Worum geht es bei dieser Übung eigentlich?

In dieser Übung werden viele kleine Übungen verpackt.

1) Der Hund soll ein sicheres und schnelles Car Pick Up zeigen.

2) Der Hund soll ein sicheres und schnelles Negativ beim Casten zeigen

3) Der Hund soll schnell und sicher den zweiten Trail ausarbeiten.

 

Warum lernen wir hier gezielt mit dem Hund?

Es steckt letztlich ein für TKM typisches System hinter dieser Übung, die ich etwas ausführen will:

 

1) Er wird lernen, dass er durch die schnelle Anzeige eines Car Pickups (Spurende) als nächstes das Casten folgen wird, was ihn letztlich wieder zum Erfolg führen wird.

2) Er wird lernen, dass seine Negativanzeige beim Casten in einen Straßenzug richtig sein wird, und er letztlich wieder zum Erfolg kommt.

3) Der Hund wird lernen, einen bereits ausgearbeiteten Trail zu ignorieren.

4) Er wird lernen, dass ein wiedergefundener Trail zum Erfolg führt.

5) Der Hund wird motivierter in all diesen Schritten, weil durch den darauffolgenden Intensity die Motivation gesteigert wird.

 

Man könnten jetzt theoretische Kritiken ausüben, indem man zB anführt, dass der Hund ja über den alten Trail zurückläuft, oder durch das zurückfahrende Auto frischere Geruchspartikel auf dem alten Trail ausgworfen werden, und so weiter. Letztlich zeigt aber die Erfahrung, dass diese theoretische "aus Menschenverstand erzeugten" Kritiken einfach nicht zutreffen.

Warum fährt man also am alten Trail zurück? Offensichtlich ist die aktive gelegte Spur intensiver als die Spuren durch das Auto beim zurückfahren, es beeinflusst interessanterweise nicht die Arbeit des Hundes. Würde man aber mit dem Auto in eine komplett andere Richtung fahren, würde eben die Gefahr bestehen, dass der Hund trotzdem einer eventuellen Spur nach dem Auto folgt, da es ja in diese Richtung keine direkt gelegt intensivere Spur gibt.

Ebenso könnte man theoretisch kritisieren, dass der Hund absichtlich ein Negativ falsch zeigt, um schnell zur Belohnung zu kommen. Hier sei gesagt, dass dieser Kritiker einen falschen Denkansatz zur richtigen Motivation des Hundes hat. Es ist letztlich einfach: Würde der Hund falsch arbeiten, würde er auch nicht ankommen.

 

Das ist aber noch nicht alles, was diese Übung auszeichent. Diese im gesamten Umfang zu verstehen müsste man andere Übungen kennen und analysieren.
In dieser Übung werden einige andere Übungen eingebaut, die letztlich wie Zahnräder ineinander greifen und so ein Gesamtsystem bilden.

 

Es gibt etliche Übungen in The Kocher Method, die auf andere Übungen aufbauen oder die Grundlage für verschiedene Übungen bilden. Diese Übungen sind im Buch beschrieben und es wird auch angeführt, wie sich der Hund verhalten sollte, und wie man reagieren soll, wenn der Hund andere Verhaltensweisen zeigt.

 

Wer aber glaubt, mit diesen Übungen sei alles gesagt, der irrt. Es ist eine stete Weiterentwicklung im Gange, die sich aus den Erfahrungen aller Mitglieder im INBTI bildet. Es gibt eine sehr gut vernetzte Gruppe, die all ihr Wissen teilt um somit den Teams hilft, besser zu werden.

 

Kevin John Kocher sagt immer wieder: "Ihr werdet erkennen, nach diesem System zu trainieren wird die Hunde besser machen."